Kultur- und Heimatverein Würzberg: Hessisch-bayerische Grenzbrücke hat jetzt eine Edgar-Hütte

Der „Grenzübergang“ zwischen Hessen und Bayern bei Würzberg ist bei vielen Wanderern und Radfahrern beliebt. Wie der örtliche Kultur- und Heimatverein ihn weiter verschönert hat.
Mitten im Wald, fernab von offiziellen Straßen oder Kontrollpunkten, liegt ein ganz besonderer Ort: der Grenzübergang zwischen Würzberg (Hessen) und Boxbrunn (Bayern). Seit einigen Jahren ist der Übergang zwischen dem Michelstädter und dem Amorbacher Stadtteil bei Wanderern und Radfahrern bekannt. Und auch wenn sich Vorbeikommende auf beiden Seiten in „Zollbüchern“ verewigen können – es ist ein Ort, der verbindet und nicht etwa trennt.
Mit einer herzlichen Geste hat der Kultur- und Heimatverein Würzberg (KuHV) dort nun ein Andenken geschaffen. In gemeinschaftlicher Arbeit entstand eine überdachte Sitzgruppe mit dem Namen „Edgar-Hütte“ – zu Ehren des im Mai 2024 verstorbenen langjährigen Vereinsvorsitzenden Edgar Bleifuß. Er war viele Jahre eine prägende Figur des KuHV und setzte sich für die örtlichen Belange sowie die Natur ein. Der Verein wollte kein typisches Denkmal setzen. „Dafür war Edgar nicht der Typ“, sagt Andreas Walther, Vorsitzender des KuHV. „Wir dachten an etwas näher an seinem Naturell.“ So seien sie gemeinsam auf die Idee mit der kleinen Schutzhütte direkt an jenem besonderen Punkt gekommen, wo Hessen und Bayern aufeinandertreffen.
Die Arbeiten vor Ort begannen Mitte Juli 2025. Dafür wurde zunächst die alte Sitzgruppe versetzt. Anschließend setzten die Helfer stabile Säulenfundamente, ebneten und schotterten den Boden und verlegten wegen des Unkrauts noch Folie. Auf dieses Fundament kam die von der Schreinerei Menges in Weiten-Gesäß gebaute Hütte. Bayerische Hackschnitzel verschönerten schließlich noch den Platz. „Wir haben die Edgar Hütte am 24. August dann inoffiziell eingeweiht – im kleinen Kreis, aber mit großer Bedeutung“, betont Stefan Knapp vom KuHV.
Der Grenzübergang zwischen Würzberg und Boxbrunn hat seit 2014 eine nicht alltägliche Geschichte: Nachdem Bernd Reeg, der Weiten-Gesäßer Arbeitskollege von Knapp, dort mit dem Fahrrad gestürzt war, kam „spaßeshalber“ die Idee: An der Unfallstelle muss eine Grenzbrücke errichtet werden. Die erste Holzbrücke entstand daraufhin 2015. Seither entwickelte sich, verrät Knapp augenzwinkernd, ein friedliches „Wettrüsten“ zwischen den Würzbergern und den Boxbrunnern, das in bester Nachbarschaft gepflegt wird.
Nach und nach entstanden dort zwei kleine Wachhäuschen in den jeweiligen Landesfarben (rot‑weiß für Hessen, weiß-blau für Bayern), Fahnenmasten mit den Landesflaggen, Ruhebänken und 2021 eine breitere, überdachte Metallbrücke über den
Mangelsbach. Auch Sturmschäden vor etwa drei Jahren taten all dem keinen Abbruch, denn viele Helfer unterstützten beim Wiederaufbau.
„Das Verhältnis zu den Boxbrunnern ist unkompliziert und ungezwungen“, beschreibt Walther. Gemeinsame Feuerwehr- und Rotkreuzübungen verbinden die Orte ohnehin, genauso wie die „Interessengemeinschaft Boxbrunn-Würzberg“, die sich um die Pflege und Erhalt des Grenzübergangs kümmere.
Ein weiteres neues Highlight ist dort eine Selfie-Station. Die Wanderer können ihr Handy dabei in eine Holzvorrichtung einklemmen und sich als Erinnerung selbst mit ihrer Gruppe auf der Brücke fotografieren. Da die Apparatur drehbar ist, sind Bilder aus verschiedenen Perspektiven möglich – sogar in Hessen und Bayern. „Eigentlich müsste sie fest in Richtung Hessen montiert sein“, scherzt Knapp, der die Idee dafür hatte.
Wer am Grenzübergang eine Pause machen möchte, erhält sogar eine Erfrischung. In einem Erdkühler befinden sich Getränke, die Martin Lindemans aus Boxbrunn bereitstellt. Das Prinzip: Bezahlung auf freiwilliger Basis. „Dieses Jahr läuft’s wieder besser“, erklärt Lindemans, nachdem er im Vorjahr mit dem Gedanken gespielt hatte, das Projekt wegen mangelnder Spendenbereitschaft einzustellen.
Auch in der digitalen Welt ist der Grenzübergang ein Begriff: Als „Zollamt Bayern-Hessen“ ist er auf Google Maps zu finden – mit einer Bewertung von 4,9 von 5 Sternen. Viele Benutzer loben vor allem die humorvolle Idee hinter allem, die Idylle und die Möglichkeit, bei einer Rast Getränke mitten im Wald zu erhalten. In der App Komoot, mit der sich Wanderungen und Radtouren planen lassen, ist der Grenzübergang ebenfalls vermerkt, der auf dem Wanderweg Wü4 liegt.

Autor: Lutz Reubold / Kultur- und Heimatverein Würzberg