Kulinarische Kultur: Mischel Lang und Gunter Miksch tragen zu Aufgetischtem ganz schön Deftiges vor
WÜRZBERG. Prost Mahlzeit, mein Schatz, so der Titel des etwas schärfer gewürzten Programms der „Texttanten“. Die pikante literarische Beilage gab es jetzt zum ersten Kochkäsabend des Kultur- und Heimatvereins im Würzberger Dorfgemeinschaftshaus. Die „Texttanten“ sind Rezitator Mischel Lang und Gunter Miksch mit Gitarre wie Akkordeon.
Prost Mahlzeit, mein Schatz, dahinter verberge sich die Thematik des Abends: Trinken, Essen und die Liebe, erklärte Lang. Aus drei Jahrhunderten gab er Texte und Gedichte wieder, die das Thema doch sehr volksnah interpretieren. So kam der Äppler oder Rauscher – ging es ums Trinken – auf keinen Falls zu kurz Und bei der Liebe war es nichts mit Romantik, auch hier langten Mann und Frau eher deftig zu. Lang rezitierte vier deutsche Autoren: aus dem 18. Jahrhundert Gottfried August Bürger, aus dem 19. Jahrhundert den Frankfurter Mundartdichter, Satiriker und zeitkritischen Journalisten Friedrich Stoltze und aus dem 20. wie 21. Jahrhundert Rainer Weisbecker, ebenso Frankfurter Original, Mundartdichter, Liedermacher und einstiges Mitglied der „Frankfurt City Blues Band“.
Mit „Melchior Leander Griffelspitz“ kam auch der Odenwald nicht zu kurz, unter diesem Pseudonym gab der Rezitator eigene Texte zum besten. Die deftige Liebeserklärung „Für Elise“ war der Auftakt des unterhaltsamen Abends: „Fühl mich dir fast so nah, wie der Käs’ am Messer babbt . . .“ Weiter ging es mit dem Sturm-und-Drang-Dichter Gottfried August Bürger. Der Balladen- und Gedichteschreiber fiel in die Missgunst seiner zeitgenössischen Kollegen Friedrich Schiller und Wolfgang Goethe, da er mit Frivolität und unschöneren Tatsachen nicht sparte. Lang las aus der Ballade um Rosetta und weitere Texte, etwa aus dem Volkslied „Der wohlgesinnte Liebhaber“.
Verpackt in die Versform des bayerischen Stanzel gaben Griffelspitz und Miksch das zum Besten, „was den „Odenwälder bis tief ins Mark trifft“. Ein Werbegedicht um Zahnpasta, welches bereits mit Adam und Eva im Garten Eden beginnt, stammt ebenfalls von Griffelspitz. Erhalten geblieben ist ein echtes Dokument, ein Brief aus dem Gefängnis, in dem einst ein junger Höchster namens Ignaz seine Sehnsucht nach heimischer „Worscht“ kundtat.
Mit „Levi und Rebekksche“ und „Prophet Jonas“ zitierte Lang Friedrich Stolzes jüdischen Witz. Es ist eine besondere Form der Selbstironie, zu der auch Gunter Miksch einiges auf Lager hatte. Schwarzhumorig wurde es bei zwei Texten Rainer Weisbeckers, in einem will ein Äppler-Trinker auch nach seinem Ableben als Asche im Bembel beigesetzt werden.
Lang überzeugte mit hervorragender Lesekunst, während Miksch mit kurzen musikalischen Einlagen bestens unterhielt. Eine Zugabe blieb nicht aus. So fehlt es den gut 20 Sorten hausgemachten Kochkäse nicht an kultureller Würze. Es war ein Erfolg, so wertete Vereinsvorsitzende Bettina Magsam den gut besuchten Abend, den der Kultur- und Heimatverein erstmals in dieser Form anbot.

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